Die Berge rufen

Gleich geht das aber los!
Gleich geht das aber los!

Wendthagen.Waas soll ich? Fünfzig Kilometer Mountainbiken - ausgerechnet in den Bückebergen - inklusive tausend Höhenmetern? Und das auch noch am Sonntagmorgen?“

Okay, man quält sich ja mal. Wobei die größte Qual darin bestand, früh um sechs Uhr nach nur drei Stunden Schlaf rechtzeitig aus den Federn zu kommen. Schließlich wurde der Ironman Hawaii übertragen...

 

Wie jedes Jahr im Oktober hat der Ski-Club Stadthagen zum Schaumburger MTB-Tag eingeladen. An die dreihundert begeisterte Biker sind nach Wendthagen gekommen, um gemeinsam und mal ohne Wettkampfcharakter in eine schöne Herbsttour zu starten.

 

Kurz nachgeforscht: Die ursprüngliche Idee zu dieser Veranstaltung war, auf die immer wieder auftretenden Konfliktsituationen zwischen Mountainbikern, Wanderern, Reitern und Waldbewohnern aufmerksam zu machen, und um zu zeigen, dass ein vorbildlicher, freundlicher Umgang miteinander doch möglich ist. Es soll sie nämlich wirklich geben: die Biker, die „Trails und Querfeldein“ bevorzugen und sogar bei Nacht mit Helmlampe rücksichtslos unterwegs sind...


Sonntag, zehn Uhr, die Horde setzt sich in Bewegung. Ein beeindruckendes Bild! Darunter natürlich auch wir: Hardie, Andreas, Uwe, Bernd und ich (noch ziemlich zerknittert, frierend und hundemüde, aber ich bin dabei). Die Strecke führt uns in etlichen Schleifen quer durch die schon herbstlich gefärbten Wälder der netten Bückeberge. Nett, weil ich vom Lauftraining der Vergangenheit diese nervig-langen, schier nie enden wollenden, stetig ansteigenden Waldwege noch sehr gut in Erinnerung habe. Manche Steigungen haben es aber auch in sich! Fast 16%. Zweimal schiebe ich hoch. Der Lohn für unsere Strampelei ist eine phantastische Aussicht (bis zum Steinhuder Meer und ins Nienburger Umland).

 

Problem ist nur, wo man hoch ist, muss man auch irgendwie wieder runter! Das kann ja heiter werden: An einer Stelle warnt sogar extra ein Hinweisschild: “Achtung! Steile Abfahrt!“. Den (meisten) Männern mögen da wohl die Augen leuchten vor Freude. So manch Tempo-Junkie soll mit über sechzig Sachen da runter gebrettert sein. Apropos brettern: Andie fragt nach dem Startschuss nur einmal kurz „Anschlag?“ und ward nicht mehr lang gesehen, Uwe gibt Gas und Berni hängt sich dran. Weg waren sie. Hardie kurbelt sich cool-locker alle Wege hoch und erträgt tapfer dreißig Kilometer lang meine permanent quietschenden Bremsen. Zwei stramme Leistungen!

 

Ach ja, und wem die Konzentration nur kurz abhanden kommt, gelingt es auch, auf pfeilgerader Piste kopfüber im Farnkraut zu landen. Vielleicht doch etwas zu wenig Schlaf bekommen? Oder hat (bloß) der Berg gerufen?

Chris